Wien, 28. Dezember 2021 – Das Jahr 2022 stellt Unternehmen und Volkswirtschaften vor eine beispiellose Fülle von Herausforderungen. Die vierte Welle der COVID-19-Pandemie hat Österreich fest im Griff. „Die wirtschaftliche Erholung im Jahr 2022 ist deutlich unsicherer geworden“, sagt KR Franz Maier, Generaldirektor Österreich, Ungarn und Südosteuropa von Atradius. Die stark gestiegene Zahl der Neuinfektionen und die damit verbundenen Maßnahmen wie etwa Lockdowns treffen bereits jetzt Branchen wie Gastronomie, Tourismus oder die Veranstaltungswirtschaft „Die wirtschaftlichen Langzeitfolgen der Corona-Krise wirken zwar langsamer als die Lockdown-Maßnahmen, dafür umso unerbittlicher – und dies dürfte auch zu einer steigenden Zahl von Firmenpleiten im Jahr 2022 führen“, betont Maier. Und es gibt noch größere Risiken als Lockdowns.
Die Wirtschaft leidet seit Monaten bereits unter anhaltenden Rohstoff-, Material- und Lieferengpässen. Für die Fertigstellung von Aufträgen fehlen wichtige Vorprodukte wie Computerchips, Holz, Aluminium oder Plastik und Papier. Diese Mangelwirtschaft trifft insbesondere die Automobilindustrie. Aufgrund fehlender Halbleiter können weniger Fahrzeuge produziert werden, Milliardenverluste drohen, „Die Automobilbranche dürfte länger als ursprünglich angenommen mit diesem Problem zu kämpfen haben“, schätzt Maier.
Auch die Teuerungsrate dürfte 2022 eine große Herausforderung für Branchen wie Energie und Baumaterialien darstellen. Der Grund: Die Lieferverträge der Energieanbieter sind langfristig ausgehandelt, so dass ihnen wenige Möglichkeiten bleiben, Preissteigerungen an die eigenen Kunden weiterzureichen. Ein ähnliches Problem ergibt sich für Baufirmen angesichts der höheren Materialpreise. Hier werden viele unerwartete Kosten ebenfalls nicht komplett weitergegeben werden können. „Viele Unternehmen befürchten, dass sie die kommenden sechs bis neun Monate nur auf Sicht fahren können – das verhindert Investitionsentscheidungen“, so Maier.
Politische und wirtschaftliche Unsicherheiten prägen 2022
Zudem dürften erhebliche politische Unsicherheiten das kommende Jahr prägen. Als Beispiele nennt Maier den Ukraine-Konflikt. Kommt es zu den von den USA ins Spiel gebrachten, weitreichenden Sanktionen gegen Russland, werden sich die Unsicherheiten im internationalen Geschäft weiter erhöhen. Hinzu kommen die Lage in der Türkei, die Spannungen zwischen den USA und China sowie zwischen der EU und Russland. „All dies könnte zu enormen Verwerfungen führen“, so Maier.
Risiken führen zu Anstieg der Insolvenzen
All diese Herausforderungen dürften auch Auswirkungen auf die Firmeninsolvenzen in Österreich haben. „Corona, Lieferengpässe, Inflation und politische Risiken können eine explosive Mischung bilden“, betont Maier, der bereits zum zweiten Mal von den Lesern des Branchenmediums Leadersnet zum Krisenmanager des Jahres im Bereich Finanzen gewählt worden ist. „Wir sind traditionell ein wichtiger Partner für Unternehmen der Exportwirtschaft und haben einen guten Überblick über wirtschaftliche Entwicklungen. Für das Jahr 2022 gehen wir von einem Anstieg der Insolvenzen aus und das Risiko für Forderungsausfälle dürfte zunehmen“, so Maier abschließend.
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